Zu meiner großen Freude hat dieses Buch den Weg in die Schulen gefunden. Ich bekomme viel Post zu „Alleingelassen“, es gibt Zusatzmaterialien vom Arena Verlag, oder gleich eine komplette Unterrichtseinheit mit Kopiervorlagen vom Kohl Verlag.
Dafür meinen Dank.
Stellvertretend möchte ich nachfolgend den Text einer Antwortmail auf die häufigsten Fragen zu diesem Buch abbilden.
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank für Deine Mail und ich freue mich, dass die Geschichte bei Dir Fragen aufgeworfen hat.
Gerne werde ich Dir mehr über dieses Buch erzählen …
Normalerweise schreibe ich keine Bücher nach wahren Begebenheiten, dies ist eine Ausnahme gewesen.
Ich war dabei mit der Lektorin vom Arena Verlag ein neues Buchprojekt zu entwickeln, wir kamen nicht recht voran, ich hatte meine Ideen, die denen im Verlag aber nicht so richtig gefielen. Und in dieser Situation hinein las ich die Meldung im Berliner Tagesspiegel. Die Meldung rührte mich ungeheuer an, in meinem Kopf entwickelte sich sofort eine Geschichte und ich fragte mich, meine Güte, wie hat der Junge das durchgehalten?
Wie konnte das geschehen, wieso hat niemand etwas bemerkt?
Dann habe ich denen im Verlag davon erzählt, dass ich diese Geschichte schreiben möchte, jetzt, sofort, ganz aktuell.
Zu meiner Freude haben die ja gesagt.
Wichtig war mir dann aber dabei, dass ich nicht die wahre Geschichte des Jungen aus dem Zeitungsartikel erzählt habe, sondern meine Geschichte. Ich habe den Jungen nie getroffen, nie mit ihm gesprochen. Alles was ich hatte waren die Bilder, die Artikel in den Zeitungen.
Der John den ich gezeichnet habe, hat viel eher mit einem Jungen zu tun, den ich vorher in meinem Leben getroffen habe. Oder mit dessen Leben, dessen Familie.
Als ich sechszehn war, haben meine Eltern entschieden, ein Pflegekind in unsere Familie aufzunehmen. Der Junge war damals neun Jahre alt und blieb zehn Jahre bei uns. Johns Lebensgeschichte ist letztlich die Geschichte dieses Pflegekindes, der ebenfalls von seiner Mutter im Stich gelassen wurde. All dies hatte ich miterlebt und konnte nichts dagegen machen.
Daher ist mein Buch keine wahre Geschichte und irgendwie doch. Aber ein “wahres” Buch, einen Tatsachenroman könnte ich nicht schreiben, weil ich Angst hätte den wahren Menschen nicht gerecht zu werden, sie falsch darzustellen und sie zu verletzen.
Wie gesagt, “alleingelassen” ist Fiktion, der Artikel war Anstoß zu meiner Geschichte, mehr nicht.
Normalerweise brauche ich für einen Roman etwa ein bis anderthalb Jahre. Bei diesem Buch war es anders. Ich habe es wie in einem Rausch in drei Monaten geschrieben. Die Geschichte war in meinem Kopf bereits fertig, bevor ich die erste Zeile getippt habe.
Ich bekomme oft bei diesem Buch vorgeworfen, dass es kein Happy End gibt, in vielen Kommentaren auf meine Homepage bemängeln Leser dies.
Und ich mag selbst auch eher Bücher, die gut enden.
Doch in diesem Falle konnte ich das nicht machen.
Denn die wahre Geschichte der vier Kinder ist leider gar nicht gut geendet. Anfangs berichteten die Zeitungen noch, dass die Kinder alle zusammen in einer Pflegefamilie gelandet sind, dass die Mutter Hilfe erhalten, Beratung und das alles getan werden würde, damit die Kinder zusammenbleiben könnten.
Doch die letzte Meldung war dann, die Mutter habe sich dauerhaft als erziehungsunfähig erwiesen und die Kinder wären auf drei verschiedene Heime aufgeteilt worden. Wofür der Jugne gekämpft hatte, dass wenigstens seine Geschwister zusammenbleiben könnten, damit ist er tragischerweise gescheitert. Wenn ich nun ein Happy End zusammengedrechselt hätte, wäre ich mir wie ein Verräter an ihm vorgekommen.
Ein paar Monate, nachdem mein Buch erschienen war, kündigte das ZDF einen Fernsehfilm zu diesem Thema an. Auch hier die wahre Geschichte aus Berlin Vorbild, hatte die Mutter die Familie verlassen und die Kinder mussten monatelang allein klar kommen. Doch im Film zog dann am Ende die nette Stewardess mit ihrem Freund in die Wohnung unterhalb der Kinder ein. Und die adoptierte dann einfach die drei süßen Kinder und alle fuhren am Ende im neuen Beetle Cabrio in den Sonnenuntergang.
Da ist mir beim Zusehen schlecht geworden.
Oft werde ich auch gefragt, ob es eine Fortsetzung geben wird. Doch da wüsste ich nicht, was ich erzählen sollte.
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